Das Buch wird immer dicker. Nunmehr in 10. Auflage an die europäischen Mechanismen und Gesetzesänderungen seit 2009 angepaßt ist dieses Buch ein guter Ratgeber für Arbeitnehmer in Aufsichtsräten. Es werden alle Varianten von Aufsichtsräten erläutert.
Wer in Aufsichtsräten schon tätig war, der weiß, daß oft die wichtigen Beschlüsse vorher abgesprochen worden sind und der Begriff Mitbestimmung eine falsche Fährte legt. Wirklichen Einfluss haben Arbeitnehmervertreter nur in der Montanmitbestimmung. In allen anderen Aufsichtsräten hat der Vorsitzende immer die 2. Stimme und damit das letzte Wort.
Daher ist das einzige echte Recht die Chance, in einigen Fällen zusätzliche Informationen zu erhalten. Die Kompetenz aller Mitglieder im Aufsichtsrat ergibt sich in meinen Augen oft aus der Möglichkeit punktuelle Fragen zu stellen und rechtlich sichere Antworten zu erhalten, um nichts falsch zu machen. Damit ist auch die Verteilung von Macht und Wissen klar.
Das ist die eigentliche Kunst im Aufsichtsrat für Arbeitnehmervertreter. Da gewerkschaftlich organisierte Arbeitnehmervertreter auch keinen finanziellen Vorteil haben, weil fast das gesamte Geld abgeführt werden muß, ist die ganze Sache eigentlich eher eine Informationsveranstaltung.
Das Buch führt durch all die Dinge, die man als Arbeitnehmervertreter braucht. Die meisten Arbeitnehmervertreter sitzen in Aufsichtsräten nach dem Mitbestimmungsgesetz von 1976. Damit gehört ein leitender Angestellter zu den Arbeitnehmervertretern ebenso wie die 2. Stimme des Vorsitzenden. Und da endet dann die Mitbestimmung auch. Daher sind Kampfabstimmungen völlig sinnlos und lediglich die Chance auf weitergehende Infos macht die Mitwirkung an dieser Stelle sinnvoll. Darauf weist auch das Buch auf Seite 83 hin.
500 Seiten mit der leitfadenorientierten Erörterung der Sachfragen und 300 Seiten mit den Gesetzestexten reichen aus, um sich als Arbeitnehmervertreter mit diesem Buch relativ sicher zu fühlen. Die Erläuterungen zeigen aber auch, dass die gesamte Mitbestimmung von 1976 ein stumpfes Schwert ist und die Gesetze nicht für die Arbeitnehmer gemacht sind.
So ist dieses Buch auch eine Dokumentation der Ohnmacht neben seiner Funktion als Ratgeber. Der Hinweis auf dauernde Qualifizierung für die Aufsichtsratstätigkeit ist richtig. Aber gut qualifiziert erst auf den letzten Drücker Informationen zu erhalten hilft auch wenig für die Entscheidungen danach.
Das Buch aus dem Bund Verlag ist für Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat uneingeschränkt empfehlenswert, denn es enthält das, was man machen kann und das, was man besser lassen sollte.