Beratung, Counseling, Consulting von Eva Bamberg, Jana Schmidt, Kathrin Hänel (Hg.)

“Das Buch liefert damit wichtige Informationen für alle, die sich über Beratung informieren, ihre Beratungstätigkeit reflektieren oder sich zu diesem Thema weiterbilden möchten.”

Das stimmt. So steht es nicht nur auf der Rückseite des Buchdeckels, diese Erfahrung macht man auch, wenn man in diesem Buch liest.

Das Buch ist das Ergebnis eines öffentlich geförderten Projektes mit dem Namen alubia. Das steht für “Untersuchung von Anforderungen und Gestaltung von Lernprozessen bei der Unternehmensberatung.”

OE steht für Organisationsentwicklung. Auf Seite 358 schreibt Ulrich Schweicker im Kapitel “Entwicklungspfad Restrukturierung der Gesellschaften/Wirtschaft” folgendes: “Da bei uns in der Politik, in Parteien, Verbänden und Gewerkschaften Verwaltungsfachleute und Juristen die Mehrheit bilden, insgesamt sogar bei der Mehrheit der Gesamtbevölkerung eine Angestelltenmenatalität vorherrscht und entsprechend wenig Unternehmergeist und Gestaltungswille existieren, ist die Bedeutung einer entsprechenden unterstützenden OE-Beratung umso wesentlicher, um diese Prozesse überhaupt zu beginnen und voranzutreiben.”

Das Buch hat eine Vielzahl von Autorinnen und Autoren, die über unterschiedlichste Aspekte von Beratung berichten.

Man findet die Dokumentation von Workshops, die in diesem Projekt durchgeführt wurden, man findet wissenschaftliche Fragestellungen wie die nach der Perspektivänderung von der “Berater- zur Beratungsforschung” und man findet systematisch definierte Begrifflichkeiten zur Standardisierung von Gesprächsinhalten in Beratungsprozessen.

Um ein Kapitel herauszugreifen möchte ich auf den Beitrag von Kathrin Hänel eingehen zum Thema “Lernbedarf von Prozessberatern”. Der Beitrag dokumentiert Gruppendiskussionen und Interviews, die ziwschen 2002 und 2006 duchgeführt wurden.

Bei den Ergebnissen stellt sich heraus, dass ein zentrales Lernthema für unerfahrende Berater das Sammeln von “Praxiserfahrungen” ist und zwar “on the job.”

Da das aber kaum möglich zu sein scheint und viele der interviewten Berater erzählten, “dass sie über formale Aus- und Weiterbildung inklusive Therapieausbildungen das gelernt haben, was sie heute können”, ist dies nur in sehr engen Grenzen möglich.

Deshalb wurde die Idee der “Organisationslaboratorien für Ausbildungszwecke” formuliert (S. 151).

Andrea Behnke hat sich mit dem Thema “Lernbiografien von Unternehmensberatern” beschäftigt und dieses Thema mit Literaturrecherche und weiteren Erkenntnissen angereichert.

Sicher ist, dass es keine Mindeststandards gibt, die verbindlich sind, weil es keine Kriterien gibt, die man über alles legen kann – wenn ich das richtig verstanden habe.

Jana Schmidt weist darauf hin, “dass sich hinter dem, was einem anfänglich als Auftrag gegeben würde, häufig andere, so genannte versteckte Aufträge verbergen.” (S. 83).

Und so erstreckt sich dieses Buch über ein weites Feld.

Man kann mit diesem Buch einen guten Überblick über Begrifflichkeiten, Arbeitsfelder und Arbeitsmethoden der Branche erhalten.

Man sieht aber auch sehr gut, dass sowohl die wissenschaftliche Erforschung wie auch die Versuche der Standardisierung hier ihre Grenzen finden.

Und Beratung in der Wirtschaft ist zudem völlig anders als in öffentlichen Verwaltungen, ebenso wie in Großkonzernen und familiengeführten mittelständischen Unternehmen.

So ist dieses Buch eine Quelle vielfältiger Nutzungsmöglichkeiten und zeigt letztlich in meinen Augen auch auf, dass es auf die Persönlichkeit ankommt, denn Qualifizierung hin oder her, wenn du keine Praxis hast bist du ebensowenig geeignet wie derjenige, der nur Praxis hat, da dort der Horizont nicht weit genug reicht.

Aber es wird auch deutlich, dass Beratung und Umsetzung verschiedene Dinge sind.

Und damit ende ich dort wo ich angefangen habe. Denn Organisationsentwicklung in einer Demokratie ist keine Sache von Beratern sondern der Beteiligten/Betroffenen/des Volkes und da kann die “Schwarmintelligenz” ganz anders ablaufen als dies die Interessen der Berater und der Beratenen vermuten lassen. Ich kann das leider hier nicht vertiefen, weil es den Rahmen der Rezension sprengen würde.

Damit ist dieses Buch ein Spiegel einer Branche und einer Gesellschaft, die glaubt mit Beratung immer besser zu werden.

Doch schon im Buch zeigt sich zwischen vielen Zeilen, dass dies eine Illusion ist aus den unterschiedlichsten Gründen – und die finden Sie im Buch.

Und genau deshalb lohnt es sich, dieses Buch zu lesen – wirklich!

Das Buch ist im Hogrefe Verlag erschienen.

Beratung, Counseling, Consulting

Hrsg. von E. Bamberg , J. Schmidt , K. Hänel

Reihe: Innovatives Management – Band 15

ISBN: 978-3-8017-1927-2

 

About Michael Mahlke

Der Autor hat vor, während und nach dem Studium als Dozent in der Erwachsenenbildung gearbeitet, u.a. für die Bundeswehr, die Arbeitsagentur und das Gesamtdeutsche Institut. Er war Leiter einer privaten Wirtschaftsschule und Geschäftsführer einer sozialen Organisation und Berater für die Umsetzung von Arbeit und Alter in Arbeitsprozessen. Er organisierte betriebliche Umstrukturierungen, leitete Konferenzen, schrieb Reden und coachte bzw. begleitete viele Jahre Menschen und Gruppen. Schwerpunkte dabei waren Übergänge, Arbeit und Alter, Konfliktbewältigung und neue Medien. Er ist Publizist, Autor diverser Bücher, Fachvorträge und Artikel und seit ca. zehn Jahren in den Online-Medien unterwegs, erst mit Texten und nach Studien über Cartier-Bresson auch mit Fotos und diversen multimedialen Reportagen.

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