Ein Tag Deutschland – das Buch von Freelens Fotografen

Wie soll man diesem Buch gerecht werden? Am 7. Mai 2010 “reisten 432 Fotografen durch ganz Deutschland, um festzuhalten, was vor ihrer Kamera geschah: in Schulen und Wohnzimmern, auf Fußballplätzen und Flughäfen, in Parlamenten und Diskotheken. Sie sind über die Dörfer und durch die Großstädte gefahren und haben nach Momenten Ausschau gehalten, die dieses Land repräsentieren.”

Der Tag war bewußt gewählt: “X-beliebig sollte er sein.” Darauf weist Christoph Schaden in seinem Textbeitrag im Buch hin. Soweit die Eigendarstellung. Das Buch ist ja schon mit einigen anderen Büchern verglichen worden. So mit dem Buch “Ein Tag im Leben Amerikas” und ich wäre auch geneigt es mit dem Buch “Das Magnum-Archiv” zu vergleichen.

Aber kann man das? Lutz Fischmann von Freelens schreibt zu Beginn des Buches: “Für dieses einmalige Projekt bedurfte es des besonderen, authentischen Blicks. Fotografen haben von je her Gesellschaften erforscht und dokumentiert – in ihren ganzen Breiten und Tiefen und unabhängig von Redaktionsaufträgen. Auch mit dem Projekt »Ein Tag Deutschland« haben sie dies getan – ohne auf die Verwertbarkeit in den Medien zu achten. Sie erzählen, wie es in Deutschland wirklich »aussieht«.

Die außergewöhnliche Dokumentation eines gewöhnlichen Freitags in Deutschland unterstreicht so auch die gesellschaftliche und kulturelle Relevanz hochwertiger Bilder. Initiiert hat das Projekt der Fotografenverband FREELENS, dem inzwischen über 2 000 Fotografen angehören, die für alle renommierten Magazine und Verlage arbeiten.” Das Buch ist also ein einmaliges Projekt und zeigt einen ganz gewöhnlichen Freitag in Deutschland. Zunächst ist es ein schön gemachtes Buch. Das Format ist nicht zu groß und doch groß genug, um Fotos in ihrer Wirkung zu Wort kommen zu lassen. Es ist ein reines “Blätterbuch”. Man kann es von vorne bis hinten durchblättern oder einfach so mittendrin aufschlagen. Das Layout in diesem Buch ist sehr unterschiedlich. Fast jede Doppelseite ist anders angeordnet. Es gibt manchmal nur ein oder zwei große Fotos auf einer Doppelseite, manchmal ist es ein großes Foto, ein kleineres und ein ganz kleines Foto. Und manchmal sind eine oder mehrere Doppelseiten von einem Fotografen, umgekehrt sind auf einer Doppelseite drei Fotografinnen und Fotografen zu finden. Da dies ja mit Absicht geschehen ist wird damit jede über das Foto hinausgehende Struktur schwierig. Umgekehrt ermöglicht es den direkten Blick auf das jeweilige Foto.

Da es sich naturgemäß um eine Darstellung eines Teils der Freelens-Fotografinnen und Fotografen handelt, kann man hier sehr schön die verschiedenen Arbeitsweisen sehen. Es handelt sich ja ausschließlich um dokumentierende Fotografie. Ein Tag in Deutschland soll dokumentiert werden. Daher ist es ein wunderbares Buch, um einen aktuellen Querschnitt zum Thema fotografische Ansätze im Bereich Dokumentarfotografie zu erhalten. Dazu eignet es sich sehr gut, vor allem weil deutlich wird, alles ist erlaubt und alles ist möglich, wenn die dokumentarische Aussage stimmt. Und es scheint ja eine Außendarstellung von Freelens zu sein. Es ist kein Jahrbuch, es ist ein einmaliges Tage(s)buch im besten Wortsinne. Christoph Schaden schreibt über den Sinn des Buches: ” Vor dem inneren Auge sehen wir sie schon vor uns: Soziologen und Bildwissenschaftler, die sich in ferner Zukunft einmal die Frage stellen werden, wie denn alles gewesen sei. Damals, in diesem Land, in dieser Dekade, die so schlecht in Bildern dokumentiert ist wie keine andere zuvor und danach, weil mit der digitalen Zeit hoffnungslos alles zerstört wurde. Von den Schriftquellen haben sie immerhin erfahren, dass sich zu jener Zeit der Fotojournalismus in Deutschland in einer Krise befunden haben musste. Um so verwunderter werden sie dann wohl jenen verstaubten und beleibten Band zum 7. Mai 2010 aus dem Buchregal herausholen − falls es Buchregale noch geben sollte − und sich die Augen reiben, wenn sie die Bilder darin genau anschauen.”

Nun besteht ja das Paradoxe an Fotobüchern, dass man zwar über sie schreiben kann aber die Fotos nicht zeigen darf, weil man dann ja die Bildrechte der Autoren verletzt. So ist Sprache in der Regel das Mittel der Wahl oder eine spezielle Art der Unschärfefotografie (wie hier zu sehen), die ohne Verletzung der Bildrechte visuelle Eindrücke über strukturellen Komponenten des Buches vermittelt.

Gottseidank hat der Dpunkt-Verlag eine Leseprobe mit ein paar Fotos zum Donwload bereitgestellt, damit es wenigstens ein paar visuelle Eindrücke gibt. Diese finden Sie hier.

Ich habe dieses Buch verschiedenen Personen (Nicht-FotografInnen) gegeben und sie nach ihrer Meinung gefragt. Allesamt wurde mir bestätigt, dass es sich um ein Buch handelt, welches die Dinge so darstellt, wie sie heute sind. Also hat das Buch es geschafft, etwas zu dokumentieren, nämlich einen Tag in Deutschland.

Ein Tag Deutschland
640 Seiten, komplett in Farbe, Festeinband
ISBN 978-3-89864-707-6
42,90 Euro(D) / 44,20 Euro(A) / 60,90 sFr
dpunkt.verlag

Achim Duwentäster, Achim Friederich, Achim Kleuker, Achim Pohl, Achim Sperber, Achim von Allwörden, Alexa Seewald, Alexandra Vosding, Ali Altschaffel, Amos Schliack, Andi Schmid, Andre Poling, Andrea Vollmer, Andreas Buck, Andreas Burmann, Andreas Ehrhard, Andreas Herzau, Andreas Krufczik, Andreas laible, Andreas Riedmiller, Andreas Spierling, Andreas Varnhorn, Andreas Weiss, Andree Kaiser, Angelika Salomon, Anika büssemeier, Anja Cord, Anja Koehler, Anna Fiore, Anna Weise, Anne Ackermann, Anne Oschatz, Annette Wulff, Antje-Katrin Hansen, Arnold Morascher, Arnulf Hettrich, Astrid Doerenbruch, Axel Mosler, Barbara Dombrowski, Barbara Ködel, Barbara Siewer, Barbara Stenzel, Berd Roselieb, Bernadette Grimmenstein, BErnd Arnold, Bernd weisbrod, Bernhard Schurian, Bertram Solcher, Bethel Fath, Boockhoff, Boris Rostami-Rabet, Brigitte Hiss, Brigitte Kraemer, Britta Radike, Buch, Carolin Thiersch, Carsten Büll, Carsten Koall, Carsten Milbret, Christa Brand, Christa Henke, Christian Altengarten, Christian Burkert, Christian Irrgang, Christian Jungeblodt, Christian Kaiser, Christian Lünig, christian Martin, christian Schoppe, Christian Wyrwa, Christiane Eisler, Christiane Kappes, Christina Körte, Christoph Keller, Christoph Kniel, Christoph Leib, Christoph Otto, Christoph Schaden, Christoph Siegert, Claudia Fy, Claudia Görres, Cordia Schlegelmilch, Cornelia Marchis, Dagmar Gester, Daniel Bsican, Daniel Pilar, Daniela Maria Mady, David Baltzer, David Brandt, David Klammer, Deff Westerkamp, Dieter Menne, Direk Eisermann, Dirk Jeske, Dirk Krüll, Dirk von Nayhauß, Dokumentarfotografie, Dominik gigler, dpunkt, Dreysse, Dunja Gediga, Eberhard Franke, Eberhard Gronau, Eberhard Schorr, Edda Treuberg, Edgar Jablonski, Ein Tag Deutschland, Ekkehard Winkler, Erci Schambroom, Eric Lichtenscheidt, Erik Westmann, Erik Zöllner, Erika Sulzer-Kleinemeier, Esther Beutz, featured, Felix Wachtler, Florian Schwinge, Fotomonat, Frank Krems, Frank Peters, Frank Siemers, Frank Silberbach, Frank Steinbach, Frank vinken, Franz Bischof, Franz-Gerog Wand, Frauke Huber, Fred Dott, Frederika Hoffmann, Freelens, Frieder Blickle, Fulvio Zanettini, Gaby Wojciech, Gerald Hänel, Gerald Sagorski, Gerhard Westreich, Gerhrad Müller, Gesche Cordes, Gesine Pannhausen, Gisela Floto, Gottfried Stoppel, Guido Schiefer, Günter Franz, Günther Bauer, Guntram Walter, Gustavo Alabiso, Hans Jessel, Hans Treffer, Hans-Christian Plambeck, Hartmut Bühler, Hartmut Schwarzbach, Hauke Hass, Heike Baldauf, Heiko Specht, Heiner Müller-Elsner, Heinrich Sobottka, Helge Krückeberg, Henning Kramer, Herbert Hering-Heidt, Hinrich Schultze, Holger Jacoby, Holger Leue, Holger Stöhrmann, Ilja Mees, Ines Woywode, Ingo Arndt, Ingo Rappers, Ioni Laibarös, Isabel Winarsch, Isabelle Girard de Soucanton, Jan C. 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About Michael Mahlke

Der Autor hat vor, während und nach dem Studium als Dozent in der Erwachsenenbildung gearbeitet, u.a. für die Bundeswehr, die Arbeitsagentur und das Gesamtdeutsche Institut. Er war Leiter einer privaten Wirtschaftsschule und Geschäftsführer einer sozialen Organisation und Berater für die Umsetzung von Arbeit und Alter in Arbeitsprozessen. Er organisierte betriebliche Umstrukturierungen, leitete Konferenzen, schrieb Reden und coachte bzw. begleitete viele Jahre Menschen und Gruppen. Schwerpunkte dabei waren Übergänge, Arbeit und Alter, Konfliktbewältigung und neue Medien. Er ist Publizist, Autor diverser Bücher, Fachvorträge und Artikel und seit ca. zehn Jahren in den Online-Medien unterwegs, erst mit Texten und nach Studien über Cartier-Bresson auch mit Fotos und diversen multimedialen Reportagen.

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