Dieses Buch ist ein richtiges Lehrbuch. Der Autor Edmund Schalkowski hat drei textliche Darstellungsformen als Thema in diesem Buch vereint, die das Printgeschäft bis heute prägen.
Er beginnt nach einem Blick in die Geschichte dieser Textformen mit dem Kommentar und zeigt anhand der deduktiven Argumentation die Methode des Kommentars auf. Viele Beispiele zeigen, wie das geht. Neben der juristischen Abgrenzung zeigt er zudem viele andere Facetten des Kommentars auf.
Er unterteilt dann in Standpunkt/Dialektischer/Diskursiver Kommentar, zeigt den Umgang mit Argumenten, den Aufbau eines Kommentars und gibt Tipps zum Schreiben.
Ähnlich detailreich wird die Glosse besprochen. “Die Glosse macht sich lustig…”. So beginnt ein Kapitel über ihre Grenzen. Er bespricht die juristische, die satirische und die ethische Seite der Glosse, zeigt die Methodik und bespricht alle Elemente dieser Darstellungsform.
“Widersprüche und Reibungen so zu verschärfen, dass sie auch dem ungeübten Leser ins Auge fallen … das ist es, worum es dem Glossenschreiber geht.” Und er beschreibt den Weg von der Idee der Glosse über die “Dramaturgie” und den Stil bis zum fertigen Produkt.
Danach folgt die letzte Darstellungsform, die Kritik.
Ich persönlich finde, dass der Autor hier zur Höchstform aufläuft. Kritik ist hier wohl weniger als Buchkritik gemeint sondern den Rahmen gibt seine Eingangsfrage ab “Wer soll ästhetische Gegenstände beurteilen: Filme, Romane, Bilder und Theater…?”
Edmund Schalkowski entwickelt dann durch Abgrenzung von “Verstehen und Erschließen” in Anlehnung an Theodor Adorno ein “Begreifen von innen” (S.159) als Grundlage. Er schreibt: “Das geeignete Verfahren besteht darin, den Gegenstand mit allen Sinnen auf sich wirken lassen, sich entweder von ihm ergreifen oder abstoßen lassen, und diese Anrührung argumentativ nachzuvollziehen, mit der Frage: Wie kommt das Gefühl zustande, oder welche konstruktiven Elemente sind es, die dieses Gefühl erzeugen?”
Dies entwickelt er dann von einer sprachlichen Sensibilisierung ausgehend, damit ein “ästhetischer Zugriff” erfolgen kann. Er geht auf Zeichen, Form und Formgesetze ein und differenziert ausgesprochen tief.
Nur ein Satz daraus: “Fiktion meint jene eigentümliche Seinsart ästhetischer Gegenstände zwischen der Sphäre der Dinge und der der Ideen” (S.178). So wird der Leserin und dem Leser eine vertiefte sprachliche Auseinandersetzung auf einem hohen Niveau abverlangt.
Er kommt dann zu einem Punkt, an dem er formuliert: “Verstehen, das heißt: die innere Logik eines ästhetischen Gegenstands erschließen, erfordert vom Kritiker ebenfalls einen doppelten Akt geistig-sinnlicher Natur, Empfindung des Gegenstands und Reflexion dieser Empfindung, sprich Untermauerung dieser Empfindung mit Gründen.”
Hier höre ich auf, denn das Buch soll ja gelesen werden. Deshalb will ich nicht alles verraten, was an guten Gedanken in ihm steckt.
Es ist ein gut gegliedertes und inhaltlich reiches Buch, welches zeigt, dass zwischen Schreiben und Schreiben ein durchaus hoher Unterschied ist, aber nur wenige Menschen den Unterschied merken, wenn sie nicht entsprechend geschult sind.
Und diese Schulung ist durch dieses Buch umfangreich und sachgerecht möglich. Das Buch definiert durch die Darstellung analytische Ansprüche und zeigt mögliche Qualitätskriterien auf und wird den eigenen Kriterien gerecht.
Edmund Schalkowski
Kommentar, Glosse, Kritik.
UVK Verlag (Reihe Praktische Journalismus Band 85)
ISBN 978-3-86764-140-1