Matt Stuart, Augen auf, Fotografieren auf der Straße

“Mieses Wetter, Gute Fotos” – Das ist nur eine Überschrift aus der quicklebendigen Anleitung für Strassenfotografie von Matt Stuart. Skateboarder, Call-Center Agent, Fotograf – hier schreibt ein Mensch, der schnell reagieren kann  und mitten im Leben steht.

Und so ist auch diese wunderbar gelungene Anleitung zum Fotografieren auf der Straße aufgebaut.

Häppchenweise, gut verdaubar und sehr anschaulich weist er seinen Weg.

Er fotografiert meistens mit 1/1000 Sekunde auf die Schnelle. Und er zeigt was dabei rauskommt.

In dem Buch sind seine eigenen Fotos zu sehen und die zeigen, was alles möglich ist.

Ihm gelingt das, was Florian Heine einmal so beschrieben hat: “„Die Street Photography begreift sich in der Regel als diejenige Fotografie, die im öffentlichen Raum geschieht…. Der Fotograf nutzt dabei die Realität, um daraus seine eigene Bildrealität zu erzeugen. Menschen und Gegenstände, die oft nichts miteinander zu tun haben, werden in einem Augenblick festgehalten, in dem sie in einer speziellen Beziehung zueinander stehen. Die Kunst ist es, einen solchen Moment aus dem Kontinuum der Zeit herauszulösen und damit eine neue Realität zu schaffen.“

Der Midas Verlag hat hier auf Deutsch ein Buch publiziert, das für alle geeignet ist, die schnell und gut das Fotografieren auf der Straße ausprobieren wollen.

Das Buch ist erfrischend anders.

Im Vorwort schreibt der Magier Derren Brown folgendes: “»Ein Zauberer sorgt dafür, dass wir uns anders als in der Realität an den Ablauf eines Tricks erinnern: Wir löschen verschiedene Ereignisse, stellen falsche Verbindungen her und erinnern uns an den Trick so, wie sich der Zauberer das vorstellt. Ebenso ist ein fotografischer Moment, herausgelöst aus dem Ablauf der Realität, eine Art präferenzierte Bildbearbeitung, die anregt, sich eine Story aus limitierten Daten auszudenken. Wir sehen nicht dasselbe wie der Zauberer, wenn wir nicht genau hinschauen oder geradeaus denken; ebenso sind wir dem Fotografen ausgeliefert, der die Zeitlinie außer Kraft setzt und die Story steuert. In jedem Fall resultiert der Effekt aus der meisterhaften Lenkung der Aufmerksamkeit und des Fokus.«

Es ist eine Kunst so zu fotografieren: Matt Stuart fotografiert eben nicht nur einfach eine Szene auf der Straße sondern bringt die Dinge im Rahmen des Fotos in einen neuen Zusammenhang, so wie oben beschrieben.

Und das ist die eigentliche Kunst.

Ein besonders schönes Beispiel dafür sehen wir auf dem Buchumschlag.

Das ist fast schon ein genial einfaches Foto mit dem Blatt, das so aussieht wie ein lachender Mund.

Wenn man die Fotos im Buch anschaut, dann wird aber auch deutlich, daß dies alles nur in der Stadt zwischen Menschen stattfinden kann.

Es ist kein Buch für den urbanen Raum, in dem man Silhouetten oder abstrakte Motive langsam konstruiert sondern ein Buch für schnelle Fotos in sozialen Zusammenhängen, meistens mit Menschen auf der Straße.

Das Buch macht obendrein auch noch Spaß beim Anschauen und Lesen.

Es ist echt gut gemacht und sehr kreativ aufbereitet.

Diese wunderbare Anleitung ist im Midas-Verlag erschienen.

AUGEN AUF! Fotografieren auf der Strasse
ISBN 978-3-03876-207-2

About Michael Mahlke

Der Autor hat Jura in Köln und Sozialwissenschaften, Geschichte und Pädagogik in Wuppertal studiert. Er war u.a. Leiter einer privaten Wirtschaftsschule und Geschäftsführer einer sozialen Organisation und ehrenamtlicher Richter. Er coachte viele Jahre Menschen, Schwerpunkte waren Übergänge, Arbeit und Alter, Konfliktbewältigung und neue Medien. Er arbeitete als Dokumentarfotograf und Publizist, offline und online, analog und digital.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert