Ostkreuz 25 Jahre

“Kurz nach dem Mauerfall lud die französische Regierung die interessantesten Künstler der in Auflösung begriffenen DDR nach Paris ein. So saßen im Frühjahr 1990 sieben ostdeutsche Fotografen in einem Markthallencafé und beschlossen die Gründung einer Agentur, um sich für die politischen, wirtschaftlichen und ästhetischen Herausforderungen der neuen Zeit zu wappnen. Sie nannten sich »Ostkreuz« nach der umtriebigen S-Bahn-Station in Berlin. Seitdem schreibt die Gruppe eine einzigartige Erfolgsgeschichte: Ihre Fotos werden in den wichtigsten internationalen Magazinen gedruckt, gemeinsame Ausstellungsprojekte –Die Stadt. Vom Werden und Vergehen oder Über Grenzen – touren durch die Welt. Zum 25. Jubiläum erscheint diese besondere Mappe mit Bilderbögen jedes der 20 Mitglieder, ein Begleitheft erzählt die Geschichte der Agentur und zeigt Fotografen aus der DDR-Zeit, unter anderem von Sibylle Bergemann, Harald Hauswald, Ute und Werner Mahler.”

So beginnt eine tolle Geschichte und so bemerkenswert und fotografisch interessant wird sie bis heute fortgeschrieben.

Dazu gibt es eine Ausstellung und einen Ausstellungskatalog, der seinesgleichen sucht.

Wie eine Portfoliomappe aufgebaut gibt es eine wunderbare Textbroschüre mit deutschen, englischen und französischen Texten und dazu jeweils eine große Doppelseite mit Fotos von Agenturmitgliedern.

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Es sind Texte, die über Geschichte und Arbeit des Ostkreuz-Teams informieren.

Man bekommt ein Gespür für die wirklich engagierte Fotografie und versteht, wie überall die Menschen eine Rolle spielen.

Autorenfotografie, Fotokunst, reale Zustände, Kernkompetenz, aufrechter Gang – das sind die Begriffe, die im Zusammenhang mit der Agentur Ostkreuz genannt werden.

Sie ist eben etwas Besonderes, etwas, das nur durch die deutsche Wiedervereinigung entstehen konnte und etwas, das nur durch sich selbst wuchs. Nichts war und nichts ist aufgesetzt sondern das Team ermöglichte die Kraft die Neues schafft.

Leben ohne Chef im Staat und dabei im Team den Mut finden, authentisch zu sein.

So darf man dann auch loben in einer Zeit, in der Fotografie immer stärker verflacht.

Gute Fotos sind authentisch, gute Fotos erzählen und zu guten Fotos muß man auch etwas erzählen, um sie richtig einzuordnen.

Der Hatjecantz-Verlag hat diesen großartigen Ausstellungskatalog herausgebracht, der sich mit und ohne Ausstellung lohnt, zumal er andere Zugänge ermöglicht.

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Man nimmt die Fotos in die Hand und breitet sie vor sich auf dem Tisch aus. Das geht über ein Buch hinaus, ersetzt es aber nicht.

Sobald man den Ausstellungskatalog aufschlägt, ist es so als ob sich die Agentur Ostkreuz vorstellt.

Die Fotos auf verschiedenen Bögen zeigen die Individualität jeder Fotografin und jedes Fotografen. Die Mappe ist die Agentur, in der alle zusammen sind. Und die Texte formulieren den Geist, unter dem sie arbeiten wollen.

Wirklich gelungen!

Wer noch mehr will als den Ausstellungskatalog, der kann sich eine Jubiläumsedition kaufen.

Der Katalog selbst ist bei hatjecantz erschienen.

Ostkreuz 25 Jahre

Hrsg. OSTKREUZ – Agentur der Fotografen, Vorwort von Wolfgang Kil, Texte von Laura Benz, Jörg Colberg, Gestaltung von HelloMe, Till Wiedeck

ISBN 978-3-7757-4062-3

About Michael Mahlke

Der Autor hat Jura in Köln und Sozialwissenschaften, Geschichte und Pädagogik in Wuppertal studiert. Er war u.a. Leiter einer privaten Wirtschaftsschule und Geschäftsführer einer sozialen Organisation und ehrenamtlicher Richter. Er coachte viele Jahre Menschen, Schwerpunkte waren Übergänge, Arbeit und Alter, Konfliktbewältigung und neue Medien. Er arbeitete als Dokumentarfotograf und Publizist, offline und online, analog und digital.

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