Ronja von Wurmb-Seibel, Wie wir die Welt sehen

“Was negative Nachrichten mit unserem Denken machen und wie wir uns davon befreien” lautet der Untertitel.

Es paßt ganz gut in den aktuellen Zeitgeist und die Autorin schreibt mit Sachverstand und eigener Kenntnis:

“Was mich am meisten überraschte: Die Forscher hatten herausgefunden, dass davon nicht nur diejenigen betroffen waren, die Terrorismus tatsächlich erlebt hatten, sondern auch diejenigen, die ständig Berichte über Terrorismus hörten oder sahen. Mit anderen Worten: Nachrichtenkonsum kann dazu führen, dass wir uns ähnlich fühlen und verhalten wie Menschen, die tatsächlich einen Terroranschlag erlebt haben.”

Und ein paar Zeilen später kommt dann der Satz:

“Das, was uns eigentlich schützen soll – Informationen, Warnungen, Sicherheitshinweise – , macht uns kaputt, wenn wir es zu oft hören.”

Zwischen diesen Erkenntnissen bewegt sich das Buch von Frau Wurmb-Seibel.

Jede Generation entdeckt die Welt neu und so ist dieses Buch für die Welt von heute gemacht.

Am Anfang steht der Negativ-Filter.

Frau Wurmb-Seibel schildert ihren Journalistenalltag und den Alltag der meisten Medien.

Da kommen nur negative Nachrichten vor.

Es ist eine “Auswahl von Ereignissen”, die nicht nach Abbild der Welt sondern nach maximaler Aufmerksamkeit schielt.

Und wenn wir als Zuschauer dies sehen, schleicht sich die Augenzeugenillusion in unser Hirn ein: wir glauben es sei so gewesen und wir wären dabei gewesen und wir verallgemeinern.

Und schon ist die Welt schlecht, weil wir das Schlechte gesehen haben und diesen verzerrten Ausschnitt für das Ganze halten – im Kopf.

Die Autorin serviert ihr Wissen in verdaubaren Häppchen.

Sie setzt hinter jedes Kapitel eine Seite als “Experimente für ihren Alltag.”

So zeigt sie, daß Nachrichten kein akkurates Abbild unserer Welt sind sondern eher “Fehlerberichte.”

Und dann kommt auf der Alltagsseite die Anregung “Bevor Sie das nächste Mal Nachrichten konsumieren, machen Sie sich bewußt, dass das, was Sie gleich sehen, ein Fehlerbericht ist… beobachten Sie, was es mit Ihnen macht.”

So werden wir durch die Welt der Nachrichten und Medien geführt und können durch dieses Buch mehr Aufmerksamkeit für den Umgang mit den Medien heute erlernen.

Sie kommt über die “erlernte Hilflosigkeit” zur Frage der Veränderungen bei sich selbst und schildert dann wichtige Aspekte anhand ihrer eigenen Person und von Erlebnissen aus ihrem Umfeld.

So ist dieses Buch Anleitung und Biografie und vermittelt uns die Sicht und die Lösungswege, die Frau Wurmb-Seidel für sich selbst gefunden hat.

Dieses Buch kann dadurch helfen, sich selbst aus dem Loch der negativen Filter zu führen und für neue Ansichten im Kopf Raum zu schaffen.

Das Buch ist im Kösel Verlag erschienen.

Ronja von Wurmb-Seibel, Wie wir die Welt sehen

ISBN: 978-3-466-34780-3

About Michael Mahlke

Der Autor hat Jura in Köln und Sozialwissenschaften, Geschichte und Pädagogik in Wuppertal studiert. Er war u.a. Leiter einer privaten Wirtschaftsschule und Geschäftsführer einer sozialen Organisation und ehrenamtlicher Richter. Er coachte viele Jahre Menschen, Schwerpunkte waren Übergänge, Arbeit und Alter, Konfliktbewältigung und neue Medien. Er arbeitete als Dokumentarfotograf und Publizist, offline und online, analog und digital.

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