Nun ist die Kunstinstallation auf dem Iseo-See wieder abgebaut. Still ruht der See. Wer auf der Installation war hat bleibende Erinnerungen. Wer nicht da war aber vielleicht nun Lust hat, den Iseo-See zu besuchen, der kann sich freuen, wenn er Interesse an Kunst und Geschichte hat.
Denn im Taschen-Verlag ist ein wunderbares Buch erschienen zu den Floating Piers von Christo und Jeanne-Claude.
Die technischen Daten lauten:
Christo and Jeanne-Claude. The Floating
Piers
Christo & Jeanne-Claude, Wolfgang Volz,
Jonathan William Henery
Softcover mit Klappen, 23,5 x 29,0 cm, 128
Seiten
€ 19,99
ISBN 978-3-8365-4783-3
(Englisch, Italienisch)
Aber das ist nicht alles. Ich empfehle dieses Buch, weil es sehr viel mehr (und Meer …) enthält.
Es ist ja bekannt, daß mein Fachgebiet die Dokumentarfotografie ist. Und genau deshalb finde ich dieses Buch so gut.
Denn zusammen mit dem Fotografen Wolfgang Volz ist es dem Verlag gelungen, ein mehrjähriges Projekt im Überblick mit Fotografien (und Texten) so zu zeigen, daß das Buch wirklich viele wesentliche Aspekte den Leserinnen und Lesern zeigt, die für die Umsetzung erforderlich sind.
Kunst ist in gesellschaftlichen Zusammenhängen nur dann erfolgreich, wenn mächtige und einflußreiche Menschen zu Befürwortern und Mitstreitern werden. Auch dies wird in dem Buch schon zu Beginn gezeigt. Kunst als gesellschaftliches Ereignis kann gar nicht außerhalb der Kommunikations- und Entscheidungsstrukturen stattfinden, die vorhanden sind. Und Christo ist eben der Mensch, der dies zusammen mit seiner Frau so oft gezeigt hat.
Er will damit nur Freude am Da-Sein vermitteln und in diesem Fall durch das Gefühl auf dem Wasser zu gehen.
Und es gelingt. In der kurzen Zeit waren mehr als eine Million Menschen dort.
Kunst ist einfach da und für alle da, die da sein konnten oder jetzt im Kopf noch mal dabei sein wollen.
Insofern hat dieses Projekt verschiedene Ansätze.
Zugleich ist nun dieses Buch auch ein gutes Buch zur Dokumentarfotografie über ein Kunstprojekt mit Weltgeltung. Dabei wird auch deutlich, alles kostet Geld. Auch das Fotografieren über mehrere Jahre und das dabei sein bei entscheidenden Momenten kostet Geld. Denn einfach so kann man es sicher nicht.
Aber genau deshalb zeigt dieses Buch auch, wie wichtig die dokumentierende Fotografie dabei ist. Sie zeigt über den Moment hinaus fotografische Momente in der Zusammenschau als Entwicklung. Fotos dokumentieren eben anders als reine Texte.
Aber das sieht man natürlich erst hinterher. Das Buch ersetzt auch nicht die Webseite sondern ist etwas Neues und Eigenständiges.
Es ist ein wirklich gelungenes Buch und es ist die Dokumentation von erfolgreicher Kunst, wobei man wissen muß, daß Christo eben anders ist. Er läßt sich nicht vereinnahmen sondern will andere begeistern, die dann freiwillig mitmachen. Deshalb sieht man auf den ganzen Fotos auch nicht ein einziges Werbebanner.
Und so faszinierend der Künstler ist, so faszinierend ist auch seine Kunst, die dadurch Weltgeltung erlangt, daß die Menschen eben frei und unbegrenzt dabei sein können – kommen, sehen, staunen, fühlen, freuen.
Da ich kein Kunstkritiker bin sondern eher unter fotografischen und sozialen Aspekten hier schreibe, hoffe ich dennoch, angemessene Worte gefunden zu haben, um auf dieses Buch aufmerksam gemacht zu haben.
Denn ich finde es sehr informativ.