Das von Carsten Linnemann und Winfried Bausback herausgegebene Buch gehört zu den seltenen Sachbüchern, die fachlich und sachlich versuchen, dieses hochbrisante Thema anzupacken.
Kompetenz ist in diesem Buch auf jeder Seite zu spüren.
Schon der einleitende Artikel von Ruud Koopmans zeigt deutlich auf, wie verbissen und hinterhältig der islamistische politische Islam versucht sich in Deutschland zu etablieren und den besseren Islam im Ansatz zu ersticken.
Ganz nüchtern schildert Koopmans den real existierenden Islam auf der Welt und in Deutschland. Frauenrechte, Gleichberechtigung, Frieden kommen dabei recht selten vor. Und er zitiert aus Predigten, die Imame in Deutschland halten. Da kann einem Demokraten schlecht werden.
Und dann zeigt er den anderen Islam in Deutschland, der versucht intolerante Denkmuster aufzubrechen, “den Glauben zu öffnen und zu reformieren und der sich glaubhaft gegen Fundamentalismus und religiöse Gewalt engagiert.”
Beispiele dafür sind der Liberal-Islamische Bund um Lamya Kaddor und die liberale Ibn-Rushd-Goethe-Moschee um Seyran Ates.
Danach schildert er wie aus der Türkei von der ditib und aus Ägypten versucht wird, diese guten Ansätze mit aller Gewalt zu torpedieren.
Er endet mit der nüchternen Feststellung: “Die Tatsache, dass in manchen deutschen Moscheen Hass und Intoleranz gepredigt werden, war hingegen noch nie Anlass für Erklärungen der türkischen Religionsbehörde oder Fatwas aus Ägypten. Aber ein paar Dutzend Frauen und Männer, die gemeinsam beten und dies auch noch unter Anleitung von einer kopftuchlosen Vorbeterin – dagegen melden sie sich lautstark zu Wort.”
Und so ist dieses Buch eine Reise durch eine Religion, die überwiegend demokratiefeindlich, freiheitsfeindlich und jenseits von Menschenrechten, Grundrechten und demokratischen Verfassungen gelebt wird und sich über das Grundgesetz stellt.
Bassam Tibi sagt deshalb auch zu Recht im Buch: “Denn Religionsfreiheit für die Migranten gilt nur für den spirituellen Glauben im Islam, nicht jedoch für die Politisierung desselben zu einer politischen Religion, welche der Islamismus ist.”
Und er ergänzt dies so: “Islam beginnt mit der islamischen Offenbarung 610 n. Chr., wohingegen Islamismus als ein politischer Islam eine zeitgeschichtliche Erscheinung ist, die im Jahr 1928 mit der Gründung der Bewegung der Muslimbrüder eingeleitet wird.”
Kurz gesagt wird “im Fundamentalismus .. Politik religionisiert…. Armut wird beispielsweise nicht als sozial und ökonomisch verursacht begriffen, sondern als Folge der Anfeindung des Islams durch den ungläubigen Westen wahrgenommen…. Traditionell hatte die islamische Zivilisation ihre eigene Ordnungsvorstellung, nämlich die des Kalifats… Konkret treten die Islamisten für einen Scharia-Staat ein, der mit demokratischer Volkssouveränität unvereinbar ist. Dies aber steht in einem diametralen Widerspruch zu den Ordnungsvorstellungen der Demokratie und läßt sich als ein neuer Totalitarismus deuten.”
Weil der Islam eine politische Realität in Europa ist, müssen wir uns damit beschäftigen und lernen damit vielleicht auch wieder unsere eigenen Werte nicht als selbstverständlich sondern als Ergebnis von Kampf und Macht zu verstehen.
Diese klaren Grenzen zu ziehen und daraus konkrete Anforderungen an politische Handeln zu stellen nimmt u.a. Winfried Bausback vor: Kein Kopftuch, keine Kinderehe, kein kultureller Rabatt bei der Strafzumessung und vieles mehr – seine Aussagen sind klar und eindeutig.
So geht Europa und echte Toleranz, die die eigene Kultur als Setzung auf Augenhöhe versteht, für die es sich einzutreten lohnt.
Man merkt an meinen Worten, daß ich lange auf ein solches Buch gewartet habe, weil der politische Islam hier seit einigen Jahren das Zusammenleben der Muslime mit Christen bis zu Atheisten kaputtmacht.
Ich will dies an einer kleinen ganz persönlichen Geschichte festmachen.
Mein Nachbar war über 15 Jahre ein von der Türkei bezahlter Religionslehrer, der mit seiner Familie nebenan wohnte. Seine beiden Töchter gingen hier zur Schule, trugen nie Kopftuch und wuchsen emanzipiert auf, eine ist sogar Lehrerin. Als ich ihn nach dem Kopftuch fragte sagte er zu mir: “Michael es gibt in Anatolien noch einige Spinner, die das von Frauen fordern. Aber wir sind weiter und leben mit unserem Glauben jetzt friedlich miteinander in einer Demokratie.”
Das war zu der Zeit als auch in der Türkei noch der Weg in den Westen möglich schien und ich mit vielen Türken, Italienern, Algeriern und Spaniern zusammenlebte und arbeitete.
Das ist mehr als 25 Jahre her. Heute sind wir nicht weiter sondern der politische Islam versucht uns dies alles wieder kaputtzumachen, indem neue Menschen produziert werden, die mit altem Denken gefüttert werden, das für mich und viele andere schon überholt war.
Deshalb finde ich dieses Buch so wichtig und es ist einfach auch besonders gut, weil hier echte Fachkompetenz und Sachkompetenz vereint zu finden sind.
Es ist mehr als nur empfehlenswert, es sollte Richtschnur für politisches Handeln werden und vor allem in Schulen und Moscheen und Kirchen diskutiert werden, so wie der Verlag es auch schreibt:
“Ein Programm zur Verteidigung der Freiheit
Der politische Islam ist eine massive Bedrohung für eine freie Gesellschaft. Prominente Wissenschaftler, Journalisten und Politiker stellen sich in diesem Buch gemeinsam gegen ihn. In fundierten Beiträgen zeigen sie die Probleme auf, etwa die Moscheenfinanzierung aus dem Ausland, die Auswüchse der Schariajustiz oder die Unterdrückung von Mädchen und Frauen. Die Autoren erklären aber auch, was gesetzlich oder in der Präventionsarbeit und in der Wertevermittlung getan werden muss, um den politischen Islam zurückzudrängen. Am Ende des Buches steht der Entwurf eines Maßnahmenpakets, das die Politik schnellstmöglich umsetzen sollte.
Mit Beiträgen von Bassam Tibi, Michael Blume, Marwan Abou Taam, Sascha Adamek, Necla Kelek, Markus Kerber, Ruud Koopmans, Ahmad Mansour, Boris Palmer, Christine Schirrmacher, Andreas Schnadwinkel, Düzen Tekkal, Joachim Wagner”
Der politische Islam gehört nicht zu Deutschland
Wie wir unsere freie Gesellschaft verteidigen
von Carsten Linnemann (Herausgeber/in),
Winfried Bausback (Herausgeber/in)
ISBN: 978-3-451-38351-9