Hier hat ein Kenner der Materie ein kluges Buch geschrieben. Claus Volkenandt schildert in Porträts und Selbstportäts die künstlerische Entwicklung von Rembrandt. Er vergleicht Rembrandts Werke mit denen von Zeitgenossen, um gegenseitige Befruchtungen und Unterschiede herauszustellen, er erklärt in klarer Sprache die Gemälde und zeigt Entwicklungen bei Themen und Erkenntnissen auf.
Es ist einfach ein gutes Buch, das zudem gut zu lesen ist und ein tiefes Verständnis in die Porträts ermöglicht. Dabei ist der Untertitel “Die Porträts” durchaus merhschichtig. Rembrandt hat lebenslang Porträts von sich selbst gemacht und natürlich Porträts von anderen als Auftragsmaler. Dabei variierten die Themen von Einzelporträts bis zu Gruppendarstellungen.
Aber nicht nur das. Manche Porträts hatten Vorgaben bei Hofe einzuhalten, andere nicht. Ich finde, dem Autor gelingt es besonders gut, den Weg zum individuellen Porträt von Rembrandt darzustellen.
Das Geheimnis ist dabei die Entdeckung der Lebenszeit und die Darstellung der eigenen Lebenszeit im jeweiligen Porträt. Das Buch macht Lust auf Lesen und Sehen von Kunst, weil Herr Volkenandt für Laien lesbar und leicht ein substanzielles Werk geschrieben hat, das durch Layout und Gestaltung echte Blicke und Erkenntnisse ermöglicht.
Wie schreibt der Verlag?
“Mit »Rembrandt. Die Porträts« erscheint nun eine ganz besondere Sichtweise auf das Œuvre des berühmten niederländischen Künstlers. Anhand der frühen Selbstporträts und späteren Einzel- und Gruppenbildnissen deutet Claus Volkenandt die Werke Rembrandts neu und zeigt Folgendes auf: In den Porträts des Künstlers spiegelt sich ein neues Porträtverständnis und die „visuelle Kultur“ der Niederlande wider, die durch die Camara obscura und das Fernrohr Einzug gehalten hat.
Ein Porträt, in das alles gelegt ist, reicht Rembrandt nicht mehr aus, um den Menschen in seiner Identität zu fassen. Für ihn sind lebensbegleitend zahlreiche Bilder nötig, damit die Veränderungen der Persönlichkeit sichtbar werden. Zudem ist für Rembrandt das Weltverhältnis des Menschen von großer Bedeutung. So zeigen seine Porträts ein Subjekt zwischen Selbst- und Weltbezug. Denn nur durch die Hinwendung des Menschen zur Welt wird die Ausbildung von Individualität überhaupt möglich.
Bisher blickte man in der Rembrandtforschung meist vom kulturhistorischen Kontext auf die Gemälde und Zeichnungen Rembrandts. Volkenandt hat sich für den anderen Weg entschieden: Durch eine Neudeutung ausgewählter Einzelwerke und Selbstporträts zeigt er, inwiefern sich ein neues Individualitätsverständnis und eine „Lust am Visuellen“ in der niederländischen Renaissance entwickelte. Außerdem stellt er einen Bezug zu unserer Selfie-Kultur her: Denn ähnelt Rembrandts Ausdruck auf den radierten Selbstportäts nicht unseren Gesichtern, wenn wir sie in die Kamera unserer IPhones halten? Die Lust an der eigenen Inszenierung war jedenfalls schon unter den Niederländern zu Zeiten Rembrandts vorhanden. ”
Und so ist ein Buch erschienen, das in jeder Hinsicht empfehlenswert ist.
Claus Volkenandt
»Rembrandt. Die Porträts«
wbg Theiss
176 S.
Preis: 40,00 Euro (D)
ISBN: 978-3-8062-3957-7